Nachdem ich in Kerala ebenso wie in Bangalore schon positive Erfahrungen mit dem Indian Coffee House gemacht habe, führt mich auch in Pondicherry mein Weg zu einer Filiale dieser kommunistischen Kaffeehauskette. Und ich werde nicht enttäuscht, bekomme das, was ich mir erwarte: Guter Kaffee und südindisches Essen, serviert von einem Kellner, des Unfreundlichkeit einen jeden Ober Wiens vor Neid erblassen ließe. Als ich gerade mein Mahl beendet habe, setzt sich ein Inder an meinen Tisch und fragt mich, wie ich heiße und was ich mache – er wiederum stellt sich ebenfalls vor: Ein Wahrsager ist er, und er könne mir meine Zukunft gleich hier voraus sagen. Da ich gerade gut gelaunt bin – immerhin bin ich ja in Pondicherry -, willige ich ein.
Er betrachtet also meine rechte Hand und versichert mir, dass ich eine lange Lebenslinie habe und somit 90 Jahre alt werde. Jegliche gesundheitlichen Probleme sind aus dem Weg geräumt, betont er. Ich merke an, dass ich gelegentlich über Rückenschmerzen klage – alles seit letztem Jahr vorbei, und es kommt auch nicht wieder, versichert er mir. Außerdem habe ich viel Ganesh und Shiva in meiner Hand; und das bedeutet, dass ich mich überhaupt glücklich schätzen kann: Mit meiner Beziehung, mit meiner Familie, mit meinen Freunden. Auch mit meinem Studium stehe es dieses Jahr gut, sagt er selbstsicher. „Ich studiere aber gar nicht mehr“, sage ich skeptisch: „Wie sieht’s denn mit dem Business aus?“. Er betont, er sehe „viel Laxmi“, und dass ich dieses Jahr noch viel Geld verdienen werde.
Wir fassen gemeinsam zusammen: Langes Leben, viel Glück mit Freunden, Beziehung und Familie, beruflicher Erfolg ist auf dem Weg und um Gesundheit muss ich mir keine Sorgen mehr machen. Glücklich gebe ich ihm 100 Rupien und verlasse das Lokal in Richtung blauer Himmel und Sonnenschein – eine Win-Win-Situation war das: Ich fühle mich gut, und er hat gerade innerhalb fünf Minuten durch Süßholzraspeln genug Geld für ein ausgedehntes Frühstück verdient.