Während unserer Wanderung durch die Lobau und den Nationalpark Donauauen (mehr dazu hier) ist uns am Ziel unserer Odyssee mehrfach die Werbung für das Ritterfest Hainburg ins Auge gestochen – und weil wir am Pfingstwochenende überraschend nichts Besseres zu tun hatten, haben wir dort einen Sprung vorbei geschaut und das Ambiente rund um Gaukler und Rittersleute genossen, bevor wir leider vom schlechten Wetter überrascht wurden und uns daher erneut in den Eissalon Daniel am Hauptplatz zurückgezogen haben.
Erkenntnisse aus Gesprächen
Nett war dabei vor allem, sich mit den Leuten auf dem Ritterfest zu unterhalten, welches in Sachen Besucherzahl und Fläche zwar deutlich kleiner ist als etwa jenes in Eggenburg, dafür aber umso mehr eine gewisse Intimität vermittelte. So war es etwa ein Glücksgriff, dass ich mich vor einem plötzlichen Platzregen flüchtend unter dem Stand „Zum Roten Tuch“ unterstellte und die Besitzerin – halb zum Scherz – fragte, ob das von ihr verkaufte mittelalterliche Gewand denn wasserfest sei. In Folge erfuhr ich viele interessante Dinge über den Werkstoff Wolle: Unter anderem, dass dieser sehr wohl wasserfest ist, auch im nassen Zustand warm hält und nach einer Nacht am Lagerfeuer oder in einer verrauchten Kneipe nicht gewaschen werden muss – es reicht, wenn man ihn schlichtweg auslüftet.
Spannend auch, was mir die freundliche Dame über die Marktstände per se erzählte: Ein solcher kann – wenn man ihn quasi von der Stange kauft – zwischen 2500 und 3000 Euro kosten, muss aber freilich von den Verkäufern mit diversen Gimmicks ausgestattet werden, damit er sich in das Ambiente eines Ritterfests gut einfügt. Den Stand von „Zum Roten Tuch“ hat der Sohn der Besitzerin gebaut; sie selbst hat den Spannstoff imprägniert und anschließend händisch gebügelt, denn nur so hält er dem Regen stand – ein nicht gerade einfaches Unterfangen bei der entsprechenden Planengröße.
Friedhöfe und Schulen
Auch die Altstadt von Hainburg selbst hat sich im Kontext des Ritterfests in einem interessanten Licht präsentiert – ich habe dort viele Dinge über die Stadt erfahren, die sonst eher im Schatten des nahegelegenen Orts Carnuntum mit seiner entsprechenden Römergeschichte steht. Unter anderem wirkt der Pranger, der noch immer in der Stadt steht, aus heutiger Sicht recht archaisch. Besonders gruselig sind aber die Geschichten, die einem die lokalen Historiker im Beinhaus der Stadt erzählen: Hier wurden die Gebeine aus dem angrenzenden Friedhof gelagert; den Friedhof selbst gibt es allerdings nicht mehr – auf ihn drauf wurde nämlich inzwischen eine Schule gebaut; die Schüler lernen hier also auf den Überresten ihrer Vorfahren.
Auf diesen Schock habe ich mir erst mal ein Vorarlberger Honigbier genehmigt – und es aus wetterlichen Gründen ebenso wie aus Gründen der feiertagsbedingten Faulheit auch diesmal wieder nicht geschafft, zur Burg von Hainburg hinauf zu wandern. Irgendwann mache ich das aber mal. Bestimmt. Bei meinem nächsten Besuch in Hainburg dann – man darf ja nicht alle Highlights einer Stadt auf einmal ausschlachten.