Anfang 2020 hat die neue türkis-grüne Regierung in Österreich ihr Regierungsprogramm vorgestellt, welches neben diversen anderen Punkten auch ein eigenes, wenn auch kleines Kapitel, zum Thema Tourismus enthält: Ab Seite 164 kann man hier auf sieben Seiten nachlesen, was die Regierung während der kommenden Legislaturperiode für die Tourismus-Branche plant – und somit Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich das auf Urlaub in Österreich auswirken wird.
Im Vorwort des Regierungsprogramms wird dabei gleich mal betont, dass der Regierung die Förderung der kleinteiligen Tourismusbranche und somit der kleinen Betriebe ein großes Anliegen ist – was gut ist, weil somit vom Grundgedanken her geplant ist, kleine Familienhotels zu unterstützen und somit das Reisen in Österreich persönlicher zu machen. In weiterer Folge wird unter anderem auf das Fehlen von Fachkräften, den Wandel der Bedürfnisse der Gäste und auch auf das Wechselspiel aus Tourismus und Umweltschutz eingegangen.
Digitale Lösungen für Reisen in Österreich im Regierungsplrogramm
Der „Schwerpunktsetzung im Bereich Digitalisierung“ und der „Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie“ ist im aktuellen Regierungsprogramm ein eigener Unterpunkt gewidmet. Konkret werden hier die folgenden Pläne angeführt:
• Schwerpunktsetzung im Bereich Digitalisierung
o Touristische Unternehmen beim Umstieg und beim Einsatz digitaler Anwendungen unterstützen
o Verstärkt Datenallianzen bilden zwischen Einrichtungen im Einfluss des Bundes zur strategischen Weiterentwicklung und gemeinsamen Problemlösung im Rahmen der aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen
o E-Government-Services ausbauen, um bürokratische Prozesse zu vereinfachen
o Rahmenbedingungen für einen engen, sektorübergreifenden Austausch schaffen
• Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie
o Flächendeckendes Datennetz
o Nutzung der Digitalisierung für Entbürokratisierung
o Schulungen im Direkt- und Plattformbetrieb
o Tourismus-Open Data-Leuchtturmprojekt der ÖW
Das klingt freilich alles noch recht vage – aber auf den ersten Blick scheint es so, als können Reisende künftig mit mehr digitalen Abgeboten rechnen, auch wenn sie bei kleineren Hotels übernachten. Dabei sollen die touristischen Unternehmen unterstützt werden (wie das genau passieren soll, ist noch nicht ganz klar).
Härtere Regeln für Airbnb und andere Plattformen
Auch wenn Airbnb nicht namentlich erwähnt wird, so ist doch klar ersichtlich, dass unter dem Kapitel „Mehr Gerechtigkeit für den heimischen Tourismus“ im Regierungsprogramm vor allem Plattformen wir Airbnb (und die dort vertretenen Anbieter von Privatunterkünften) in Zukunft kein so leichtes Leben in Österreich mehr haben werden. Das zeigen die folgenden Maßnahmen, die von der Regierung geplant werden:
• Neben der Aufzeichnungspflicht für Plattformen soll auch eine Registrierungspflicht für alle touristischen Vermieterinnen und Vermieter eingeführt werden
• Registrierungspflicht für Anbieterinnen und Anbieter von Privatunterkünften, z.B. über oesterreich.gv.at
• Auf Online-Buchungsplattformen dürfen nur beim Finanzministerium registrierte Unterkünfte angeboten werden
• Prüfung der Regelung für die Begrenzung der Nutzung von privatem Wohnraum für touristische Zwecke auf maximal 90 Tage eines Jahres
• Datenschnittstellen zu Gebietskörperschaften: Einhebung der Ortstaxe sicherstellen
Hier soll es also laut Regierungsprogramm deutlich mehr Bürokratie und Regulierung für die Anbieter von Privatunterkünften geben, außerdem soll dank „Datenschnittstellen“ künftig kein Weg mehr an der Ortstaxe vorbei führen. Beide Punkte haben freilich ihre positiven Seiten, zumal schwarze Schafe nun kein so leichtes Spiel mehr haben und die Ortstaxe zur Förderung von Angeboten am Standort beiträgt. Zugleich heißt es aber auch, dass die Zahl der Airbnb-Anbieter in Österreich künftig vermutlich sinken wird, da sich viele Anbieter die entsprechende Bürokratie nicht antun werden, wenn sie dann eventuell ihre Wohnung nicht mal das ganze Jahr vermieten dürfen (siehe vorletzter Punkt).
Regierung plant Austrorail, Nachtzüge und Fahrradwege
Interessant wird, was die Regierung überhaupt in Sachen Mobilität plant. So ist zum Beispiel explizit ein Ausbau des Nachtzugangebotes im Fernverkehr, innerösterreichisch und zu internationalen Destinationen, geplant – wir sind selbst vergangenes Jahr per Nachtzug als Familie an den Gardasee gereist und haben diese Erfahrung sehr genossen. Von mehr Angeboten profitieren daher unserer Meinung nach alle umweltbewussten Traveller.
Explizit geplant ist im Regierungsprogramm auch die „Prüfung eines Austrorail-Tickets nach Alter gestaffelt nach dem Vorbild von Interrail“. Auch das könnte spannend sein, falls man den Urlaub mal verwenden möchte, um das ganze Land per Zug zu erkunden. Auch spannend ist das an anderer Stelle angeführte „1-2-3-Ticket“: Hier zahlt man pro Tag einen Euro, um alle Öffis in einem Bundesland zu verwenden. Zwei Bundesländer kosten zwei Euro, ganz Österreich gibt es um drei Euro.
Auch sollen „Letzte Meile“-Angebote wie Park&Ride, Bike&Ride und Carsharing-Lösungen an Bahnhöfen ausgebaut werden. A propos „Bike“… Für Fahrradfahrer gibt es ebenfalls gute Nachrichten: „Bessere Vernetzung, Koordination und Abstimmung der Radwegnetze und beispielsweise eine einheitliche Beschilderung über Bundesgrenzen hinweg zur Attraktivierung und Stärkung der Zwischensaisonen im Tourismus“ ist hier als Punkt angeführt – welcher aber wohl eher jene betreffen dürfte, die längere Strecken über mehrere Bundesländer hinweg per Fahrrad zurücklegen.
Weitere Punkte von Türkis-Grün: Schulsportwochen und Allergene
Weiters sind laut Regierungsprogramm eine Erleichterungen für Schulsportwochen (Bessere Rahmenbedingungen für Schulveranstaltungen an Bundesschulen, schulautonome Gestaltung und Abrechnungsmodalitäten von Schulsportwochen sowie Verbesserung bei der Abwicklung von Unterstützungsleistungen) geplant. Und auch die Allergenverordnung soll auf Effizienz und Entbürokratisierung geprüft werden – schlecht für Allergiker, sie sich nie recht sicher waren, ob in ihrem Fisch auch wirklich Fisch drin ist.
Für „qualitätsvollen und regionalen Tourismus“ sollen außerdem Maßnahmen gegen Overtourism entwickelt werden (konkrete Maßnahmen werden noch keine genannt). Außerdem möchte man etwas gegen das „Gasthaussterben“, vor allem in ländlichen Regionen, tun – auch hier gibt es noch keine konkreten Pläne.
…und Fliegen wird laut Programm teurer
Abschließend sei noch erwähnt, dass Fliegen künftig teurer wird, nämlich im Rahmen der Flugticketabgabe (deutliche Erhöhung Kurzstrecke, Erhöhung Mittelstrecke, Senkung Langstrecke, Anti-Dumping Regelung): Hier ist eine einheitliche Regelung von 12 € pro Flugticket geplant. Ist aber im Endeffekt verkraftbar – dabei handelt es sich um den Bruchteil des Betrags, den Buchungsplattformen im Rahmen dieser Unart namens „dynamische Preisanpassung“ im Rahmen des Buchungsprozesses aufschlagen.