Wilde Partys und nächtelange Film-Marathons mögen für Jungeltern zwar der Vergangenheit angehören – aber Brunchen ist nach wie vor eine gute Gelegenheit, um Freunde zu treffen, solange der Nachwuchs noch jung genug ist und den Vormittag großteils schlafend verbringt. Umso größer war unsere Freude, als Freunde uns einen Brunch der ganz besonderen Art geschenkt haben: Nicht irgendwo in einer Eintagsfliegen-Hipsterbude, sonder im feudalen Ambiente der Gloriette – also auf dem Hügel des Schlosspark Schönbrunn, von dem man einen formidablen Ausblick auf Wien hat.
Davor gibt es freilich eine körperliche Herausforderung zu bestehen, nämlich das Erklimmen des Gloriette-Hügels – normalerweise für geübte Wanderer kein Problem, mit Kinderwagen in der Sommerhitze aber sehr wohl eine schweißtreibende Tätigkeit. Erreicht man aber schließlich schweißdurchtränkt das Etablissement, so ist die Freude groß: Die fein gekleideten Ober kredenzen Sekt Orange und Heißgetränke, für die auditiven Freuden sorgt musikalische Begleitung mit Klavier und Geige – das Publikum applaudiert höflich nach jedem Stück.
Nicht sonderlich üppig bestückt, aber dafür umso exklusiver ist die Buffet-Auswahl: An warmen Frühstücks-Schmankerln werden hier neben den Klassikern -Eierspeis und Speck – auch Frikadellen geboten; der Packerl-Senf ist von gehobener Qualität.
Das Müsli lässt keine Wünsche offen, wiewohl das Nachfüllen des Fruchtsalats erst auf Nachfrage – und dann mit deutlicher Zeitverzögerung – vonstatten ging. Das Gebäck gehört ebenso zum Standard, für obendrauf gibt es neben Wurst auch exquisite Käse-Variationen, sowie Lachs. Ich selbst habe mich nicht an ein Food-Foto heran gewagt, greife daher auf das Bildmaterial einer anwesenden Freundin zurück.
Summa summarum sei gesagt: Brunch in der Gloriette ist ein Erlebnis, das für jeden gastronomisch interessierten Wiener auf die Bucket List gehört und auch für Touristen ein recht netter Weg ist, den Start in den Tag im feudalen Ambiente zu genießen – nächstes Wochenende wird es uns aber wohl doch wieder nach Bobostan verschlagen. Allein schon, weil Cold Brew Coffee derzeit eine deutlich hippere Sache ist als herkömmlicher Filterkaffee aus der Thermoskanne.
Aber das ist eine andere Geschichte, und soll ein andermal erzählt werden.