Wie riecht eigentlich Licht? Der Bierliebhaber, Brauer und Diplom-Biersommelier Bernhard Bugelmüller weiß es und teilt sein Wissen gerne mit seinen Schülern – also konkret mit jenen Liebhabern des kühlen Gerstensafts, die einen Tagesausflug in das Schloss Walpersdorf antreten, um dort einen Kurs in Biersensorik zu belegen. „Biersensorik“, das mag vorerst etwas technisch klingen – tatsächlich sind dabei aber jene Sensoren gemeint, die uns Mutter Natur in unsere Körper eingepflanzt hat. Wir üben in Bugelmüllers Seminar also, wie man Bier richtig riecht und schmeckt.
Der Kurs findet in Bugelmüllers Schlossbrauerei statt, die sich im Keller des edlen Etablissements befindet. Hier führt er seine Gäste gleich zu Beginn in die Kunst des Bier-Einschenkens ein: „Die meisten Gastronomen machen es nämlich falsch“, sagt er. Stress ist beim Zapfen dem Experten zufolge fehl am Platz. Richtig geht es so: Das Glas nur zum Teil füllen, es dann eine Zeit stehen lassen, dann nachschenken – so kann man sichergehen, dass sich ein fester, satter Schaum bildet.
Während der Bierverkostung dürfen sich Kunden uneingeschränkt an Bugelmüllers Schankanlage bedienen. „Denn nicht alle Biere, die wir verkosten, sind als Durstlöscher geeignet“, sagt er.
Bier-Seminar, Teil 1: Die Theorie
Bevor es aber in medias res geht, trumpft der Mehrfach-Akademiker mit seinem reichen Fundus an Wissen über die Geschichte und den Entstehungsprozess seines Lieblingsgetränks auf. Dabei können seine Seminarteilnehmer Kostproben nehmen von den beiden Bier-Kernelementen Malz (schmeckt roh recht knackig) und Hopfen (schmeckt eher nicht so toll).
Außerdem beantwortet der Experte gerne diverse Fragen, etwa zu alkoholfreien Bieren („Obwohl ich nicht gerade darüber rede – das Thema macht mich traurig“), Craft Bieren („ich habe schon Biere gebraut, bevor der Begriff „Craft Beer“ in Mode kam“) und deutschen Bieren („Kölsch ist eine regionale Spezialität, die sich dadurch definiert, dass die Brauerei Blick auf den Kölner Dom hat“).
Bier-Seminar, Teil 2: die Praxis
Die Theorie mag zwar unterhaltsam sein, aber die Praxis ist natürlich das uneingeschränkte Highlight von Bugelmüllers Bier-Seminar. Hier wird die erste Runde mal blind verkostet, so dass jeder die Leistungsfähigkeit seines eigenen Geschmackssinns testen kann – der Spaß dabei: Eines der drei Blind-Biere ist alkoholfrei, wird aber von niemandem als solches erkannt. Die meisten können auch ihr Lieblingsbier blind nicht von einem unterscheiden, das sie nach Eigenangabe nicht ausstehen können, sagt der Experte.
In weiteren Runden werden Trapisten-Biere – die traditionell nur von Trapisten-Mönchen gebraut wurden – und Wit-Biere – also belgische Weißbiere – verkostet, sowie die derzeit allseits so beliebten Craft Biere. Dazwischen wird immer mal wieder von Bugelmüllers Hausbier nachgeschenkt, um den Geschmack zu neutralisieren. Wer will, der bekommt auch einen Krug Wasser. Und am Ende drückt Bugelmüller jedem Teilnehmer eine Urkunde in die Hand, laut der man das Seminar zum Thema Bier-Sensorik bestanden hat.
Fazit: Für einen Preis von 69 Euro ist das Bier-Seminar zwar kein Schnäppchen, dafür aber ebenso lehrreich wie unterhaltsam. Definitiv empfehlenswert. Abschließend sei dem Leser nun noch verraten, wonach Licht tatsächlich riecht: Als „Lichtgeruch“ bezeichnet man nämlich jenen Geruch, der entsteht, wenn ein Bier in hellen Flaschen dem Sonnenlicht ausgesetzt ist – wie es etwa beim niederländischen Heineken der Fall ist. Ein wenig erinnert dieser Geruch auch an jenen eines Stinktiers – das ist nicht meine Erfindung, sondern steht so schwarz auf weiß in den Unterlagen, die Bugelmüller bei seinem Bier-Seminar verteilt.
Riecht während Eures nächsten Holland-Urlaubs also mal an Eurem Heineken… Riecht nach Stinktier, richtig? Wäre mir früher auch niemals so aufgefallen.