Can Picafort ist nicht sonderlich schön. Es ist eine dieser Touristen-Hochburgen auf Mallorca, in die man nicht zur kulturellen Bereicherung fährt, sondern um sich von freundlichem Personal sein Bier unterhalb der Drei-Euro-Preisgrenze kredenzen zu lassen, bevor man wieder den Sprung ins Salzwasser oder in den hauseigenen Pool wagt. Der Blick auf’s Meer ist wunderschön und erinnert mit dem kristallklaren Wasser tatsächlich ein wenig an die Karibik, die Strandpromenade hingegen kann mit ihren deutschsprachigen Restaurants, Touren-Keilern und schrottigen Souvenirläden nicht verheimlichen, was Can Picafort ist: Mallorca pur für Pauschalreisende.
Wir haben eine Woche dort Urlaub gemacht, weil ich zwischen zwei Daytime-Jobs mal einfach ein wenig Entspannung gebraucht habe – freilich war uns aber schon nach ein paar Tagen langweilig, weshalb wir uns trotz absurd hoher Temperaturen an die Erkundung der näheren Umgebung gemacht haben. Dabei sind wird auf drei Ausflugsziele gestoßen, die man auch ohne Auto problemlos erreicht.
1. Die Nekropole von San Real
Klingt beeindruckend, aber in Wahrheit handelt es sich bei dieser ominösen „Nekropole“ lediglich um eine schlecht beschilderte Ansammlung alter Gräber aus der talayotischen Kultur – also, wie jedermann weiß, in etwa siebtes Jahrhundert vor Christus. Insgesamt handelt es sich hier um 110 Gräber, in denen rund 300 Skelette gefunden wurden. Einer Infotafel zufolge waren diese Gräber der herrschenden Klasse vorbehalten. Wobei das schon ziemlich armselige Herrscher gewesen sein dürften, wenn sie sich zu dritt ein Grab teilen mussten.
Man erreicht die Gräber sehr einfach, indem man ab dem nördlichen Ende der Promenade einfach am Strand entlang spaziert. Der Strand selbst ist eigentlich schon das Highlight dieses Ausflugs. Hier findet den Ort auf Google Maps.
2. Parc natural de s’Albufera de Mallorca
Der Nationalpark ist eine wunderschöne Gegend für alle, die sich gerne mit Vögeln beschäftigen – denn davon kann man hier richtig viele beobachten. Außerdem haben wir zwei Pferde und ein Kaninchen gesehen. Ansonsten erinnert der Park landschaftlich an seinen besten Stellen an die Wiener Lobau, an seinen eher langweiligen Stellen an eine langweilige Pampa.
Es empfiehlt sich, beim Betreten des Parks einen Blick auf die Karte zu werfen (siehe erstens Bild, das ich von Wikipedia geklaut habe) und seinen Aufenthalt auf Wetter und die eigene Kondition abzustimmen. Wir als geübte Wanderer wollten gleich die lange, rote Strecke gehen – was jedoch die falsche Entscheidung war, zumal man dort auch nicht mehr sieht als bei den kürzeren Strecken, sich dafür aber teils in der brütenden Mittagshitze an einer staubigen Landstraße entlang quälen muss. Circa bei der Hälfte haben wir genervt abgebrochen und sind heim gefahren.
Ihr könnt den Park bestens mit dem Bus erreichen. Google Maps hat Zugriff auf die lokalen Öffis und kann Euch daher mehr verraten. Unter diesem Link findet Ihr den Ort auf Google Maps.
3. Alcúdia
Am nördlichen Ende dieser fürchterlichen Ansammlung aus Touristen-Hochburgen findet sich Alcúdia – ein zumindest halbwegs authentisches Städtchen in der Region. Auch diesen Ort könnt Ihr chillig mit dem Bus erreichen (Link zu Google Maps).
Eine frühe Anreise zahlt sich aus, bevor die Massen eintreffen und bevor die Mittagshitze – vor allem im Hochsommer – zu brutal herabknallt. Hier macht es Spaß, mit einem Eis in der Hand durch die Gassen zu flanieren und ein wenig Windowshopping zu betreiben. Sightseeing-Stress hat man keinen, denn die Sehenswürdigkeiten sind ohnehin alle bestenfalls halb-spannend. Das Innere der Església de Sant Jaume d’Alcúdia ist recht nett anzusehen, wird mir aber nicht ewig in Erinnerung bleiben. Die römischen Ruinen des antiken Pollentia sind auch austauschbar gegen diverse andere Ausgrabungen dieser Art. Dort gibt es auch das kleinste römische Theater, das ich je gesehen habe. Ist immerhin auch ein Rekord.
Nördlich der Altstadt befindet sich schließlich noch eine Stierkampfarena. Hier haben wir zwar keinen Stierkampf gesehen, dafür war in unserem Eintrittsgeld in Höhe von zwei Euro aber ein kaltes Getränk inkludiert. Außerdem waren die Kellner sehr nett und haben begeistert mit unserer Tochter gespielt. Und, wie eingangs schon erwähnt: Die netten Menschen sind immerhin das größte Asset dieser Region. Und ein guter Grund, bei Gelegenheit nochmal hinzufahren und der Insel eine zweite Chance zu geben.
Disclaimer: Für den Eintritt in die römischen Ruinen habe ich einen Presserabatt in Anspruch genommen.