Reisen war früher eine haarsträubende Angelegenheit: Mit Backpacker-Rucksäcken sind wir in überfüllten Zügen durch Indien gezogen, ohne zu wissen, wo wir in der darauffolgenden Nacht schlafen werden. Wir haben mit Taxifahrern gefeilscht; diese haben uns erst abgezockt und dann zur falschen Herberge geführt. Die beherbergte dafür auch Kakerlaken. Unser Adrenalinspiegel war stets hoch und nach Wochen des Reisens waren wir froh, wieder in gewohnter Umgebung bei Bier und Schnitzel zu sitzen.
Heute ist das zum Glück anders. Während meiner letzten Fernreisen bin ich kaum mit dem Zug gefahren; Flüge sind billig und lassen sich leicht per Web buchen. Die Unterkunft wird ebenfalls im Vorhinein gebucht oder zumindest reserviert; diverse Websites bieten neben der Buchungsmöglichkeit auch Bewertungen – so lassen sich Kakerlaken vermeiden.
Einen schweren Reiseführer muss ich ebenfalls nicht herum schleppen; denn inzwischen gibt es auch im hintersten balinesischen Dorf WLAN, so dass ich dort per Handy in dem offenen Gratis-Reiseführer wikitravel.org alles nachlesen kann. Apps wie Wikitude oder Layar erklären mir, wo ich den nächsten Bankomaten, McDonald‘ s oder Starbucks finde – bevor ich die verwende, habe ich mich aber ohnehin über Online-Foren ausführlich über mein Reiseziel informiert, um Abzockerei zu verhindern.
Das Ergebnis dieses Wandels: Reisen ist einfacher, man wird seltener abgezockt – Adrenalin-Kick und Schnitzel-Freude bleiben aber aus. Ganz im Gegenteil: Bei so viel Hilfe ist es fast schon so, als wäre man gar nicht weg gewesen.
(Aus Gründen der Effizienzmaximierung erschien dieser Beitrag auch im WirtschaftsBlatt)
2 Kommentare
Servus, sehr reizvoller Blog Beitrag. Grüße aus Berlin
Danke!