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„Rundumadum“: In 4 Tagen rund um Wien wandern

Im Rahmen eines Ultralaufs  rannten am 29. Oktober ein paar Verrückte in nicht mal 24 Stunden den Rundumadum-Weg – eine 129,39 Kilometer lange Strecke, die einmal rund um Wien führt. Der Gesamtanstieg sind 1800 Meter, die Höhendifferenz 369 Meter. Weil das Projekt generell lustig ist, wir aber nicht bekloppt sind, sind wir die gleiche Strecke in vier Tagen, nämlich von 29. Oktober bis 1. November 2016, gewandert. Den Streckenverlauf, alle Details und häufig gestellte Fragen findet Ihr auf dieser Seite.

Die Rundumadum-Karte

Die Routenführung des von der Stadt Wien vorgegebenen Rundumadum-Wegs (hier der Original-Link). Die Karte ist per iFrame repsonsive eingebaut, kann also auch auf Smartphones abgerufen werden.

Die Rundumadum-Strecke

Die Stadt Wien unterteilt die Rundumadum-Strecke in 24 Etappen. Für jede dieser Etappen ist es möglich, sich einen passenden Wanderplan auf dem Smartphone anzuschauen, sowie sich die einzelnen Etappen auszudrucken.

Naheliegend wäre, die Rundumadum-Strecke bei einer Wanderdauer von vier Tagen in jeweils sechs Etappen zu unterteilen – allerdings habe ich bei der Planung dieses Projekts rasch bemerkt, dass manche Punkte leichter mit den Öffis zu erreichen sind, andere weniger leicht.

Somit führte uns der erste Tag von Nussdorf (S-Bahn-Station) nach Hütteldorf (Sbahn und U-Bahn),  der zweite von Hütteldorf zum Verteilerkreis in Favoriten (noch keine U-Bahn, soll aber ab 2017 fertig sein), der dritte Tag von Favoriten zur Seestadt Aspern (U-Bahn) und der vierte Tag wieder von der Seestadt zurück nach Nussdorf. Nachfolgend ein paar Details zu den einzelnen Streckenabschnitten – die Kilometerangaben beziehen sich dabei auf die offiziellen Angaben des Stadt Wien, aus technischen Gründen weichen unsere eigenen GPS-Aufzeichnungen geringfügig ab. Dauer und Aufstieg wurden von uns selbst gemessen.

Tag 1: Von Nussdorf zum Bahnhof Hütteldorf

Nussdorf- Cobenzl (7,6 km), Cobenzl – Häuserl am Roan (4,9 km), Häuserl am Roan – Marswiese (4,8 km), Marswiese – Feuerwache Steinhof (5 km), Feuerwache Steinhof – Bahnhof Hütteldorf (3 km)

Gesamtlänge: 25,3 km

Aufstieg: 985 m

Dauer: 07:25 (01:14 Pause)

Empfohlenes Schuhwerk: Wanderschuhe oder Outdoorschuhe

Die meisten Höhenmeter der gesamten viertägigen Rundumadum-Wanderung macht man am ersten Tag, zumal hier der Wienerwald durchwandert wird. Bis es aber soweit ist, trifft sich die Wandergruppe am Bahnhof Nussdorf und wandet von dort die Donau entlang. Irgendwann geht es dann links bergauf, über den Nasenweg werden ordentlich Höhenmeter gemacht. Einkehren kann man kurz darauf beim Cobenzl, oder – wie wir es gemacht haben – beim Häuserl am Roan. Von hier, und generell über einen guten Teil des Tages hinweg, hat man einen wundervollen Ausblick über die Stadt.

Mein persönliches Takeaway zum Tag: Tolle Aussicht, erträgliche Gastronomie. Wichtig ist hier das richtige Schuhwerk – ich habe nagelneue Outdoorschuhe getragen und hatte somit am Ende des Tages eine Blase an der Ferse, die in etwa die Größe eines halben Hühnereis hatte. Ein schmerzhafter Start in das Abenteuer.

Tag 2: Vom Hütteldorf zum Wienerberg

Bahnhof Hütteldorf – Lainzer Tor (7, 6 km, Alternativroute: 5,8 km), Lainzer Tor – Breitenfurter Straße/Liesingbrücke (10 km), Breitenfurter Straße/Liesingbrücke – Alterlaa (5,6 km), Alterlaa – Wienerberg (7,2 km)

Die Original-Route führt durch den Lainzer Tiergarten durch, die Alternativroute an der Außenmauer entlang.

Gesamtlänge: 30,4 km (Alternativroute: 28,6 km)

Aufstieg: 507 Meter

Dauer:  6:58 (Pause: 1:31)

Empfohlenes Schuhwerk: Outdoorschuhe oder Turnschuhe

Morgens trifft sich die Gruppe am Bahnhof Hütteldorf, um von dort den Wienfluss zu überqueren und in den 13. Bezirk aufzubrechen. Hier betritt man den Lainzer Tiergarten, in dem die Gruppe noch ein paar Höhenmeter macht und außerdem das Grün genießt: Wer Glück hat, der kann hier Wildschweine sehen. Danach geht es weiter nach Liesing, wo unser Wanderung am gleichnamigen Bach entlang führt. Die Stadt hat sich hier bemüht, die Strecke durch so viele Grünflächen wie möglich zu leiten – dennoch muss man es sagen, wie es ist: Dies ist auf Grund des vielen Betons der wohl ödeste Teil der gesamten Wanderung. Durch den Draschepark (den ich vorher noch nicht kannte) führt die Strecke weiter und endet schließlich am Wienerberg, beziehungsweise ein paar hundert Meter weiter am Verteilerkreis Favoriten.

Mein persönliches Takeaway zum Tag: Wie bereits erwähnt ist das Stück durch die Betonwüste nicht unbedingt malerisch – dafür kommt man im Lainzer Tiergarten eventuell in den Genuss von Wildlife. Und der Wienerberg ist auch ganz nett. Die Blase an meiner Ferse ist noch weiter angeschwollen.

Tag 3: Wienerberg nach Himmelteich

Wienerberg – Laaer Wald (5,3 km), Laaer Wald – Zentralfriedhof (5,3 km), Zentralfriedhof – Neu Albern (3,5 km), Neu Albern – Waldschule Lobau (4,3 km), Waldschule Lobau – Panozzalacke (4 km), Panozzalacke – Nationalparkcamp (4,7 km), Nationalparkcamp – Eßlinger Furt (4,2 km), Eßlinger Furt – Himmelteich (3,7 km)

Gesamtlänge: 35 km

Aufstieg: 200 m

Dauer: 7:19 (Pause:2:40)

Empfohlenes Schuhwerk: Outdoorschuhe oder Turnschuhe

An diesem Tag machen wir schon deutlich weniger Höhenmeter an den ersten beiden Tagen, dafür legen wir eine weitaus längere Strecke zurück. Start ist um 7 Uhr morgens am Verteilerkreis, von dort geht es weiter zum Laar Berg – was in diesem Fall ein zeitlicher Fehler ist, da der entsprechende Park erst um 8 Uhr aufsperrt. Wir empfehlen daher, sich erst um 7:30 Uhr oder 8 Uhr am Verteilerkreis zu treffen. Über grüne Wiesen in der goldenen Morgensonne führt der Weg weiter bis zu den Bahngleisen, die wir queren, um uns in Richtung Zentralfriedhof zu bewegen – normalen Menschen mag dieser groß erscheinen, aber gemessen an der Gesamtlänge ist der Friedhof pipifax. Wir durchqueren ihn rasch und watscheln anschließend durch Simmering – auch nicht unbedingt der schönste Teil der Wanderung, doch gleich danach folgt ein Highlight auf das andere.

Da wäre erstens mal der Hafen Albern, der allein wegen seines Namens einen Besuch wert ist, gefolgt vom pompösen Donaukraftwerk Freudenau, das wir überqueren, um auf die Donauinsel zu gelangen. Hier bewegen wir uns durch ein Naturschutzgebiet und verwenden im FKK-Badebereich die Steinspornbrücke, um auf die andere Seite der Donau gelangen. Der schönste Teil der gesamten Wanderung, nämlich der Wiener Teil des Nationalparks Donau-Auen, liegt nun vor uns: Hier kann man sich stundenlang in Spaziergängen durch den Wald verlieren und streift dabei Orte mit historischer Bedeutung, aus der Zeit Napoleons. Ein kleines Häuschen im Park, direkt am Wasser, bieten sich zum Einkehren an. Danach wird die Beschilderung ein wenig schwammig – doch wer seiner Intuition folgt, der bleibt am richtigen Weg. Nach dem Verlassen des Nationalparks gehen wir noch ein wenig durch besiedeltes Gebiet und dann wieder stadteinwärts – dort, bei der Seestadt Aspern, endet der dritte Wandertag.

Mein persönliches Takeaway zum Tag: Dies ist der Tag, an dem die meisten Gruppenmitglieder abgesprungen sind. Nachdem wir an den ersten beiden Tagen viele Höhenmeter zurückgelegt haben, war am morgen des dritten Tags das eigene Bett doch zu gemütlich – ich selbst hatte zwar damit zu kämpfen, dass die Blase an meiner Ferse endgültig aufgeplatzt war, aufgerafft habe ich mich trotzdem. Am Nachmittag, irgendwo im Nationalpark, ist dann auch noch unsere Ressortleiterin Gastro&Ernährung hinzugestoßen, auf die ich irgendwo auf einer Wiese liegend gewartet habe (was die lange Pause in der Zeitaufzeichnung erklärt). Summa summarum ist dies ein schöner, wenn nicht sogar der schönste Tag er Wanderung: Viel Grün, viel Wasser (die Donau!) und für mich gänzlich unbekannte Ecken der Stadt. Und das alles bei relativ wenig Steigung. Klasse.

Tag 4: Himmelteich bis Nussdorf

Himmelteich – Breitenleer Straße (4,1 km), Breitenleer Straße – Wagramer Straße (5,1 km), Wagramer Straße – Gerasdorf (3 km), Gerasdorf – Brünner Straße (5,5 km), Brünner Straße – Steinernes Kreuz (6,2 km), Steinernes Kreuz – Strebersdorf (3,8 km),  Strebersdorf – Nussdorf (7,8 km)

Gesamtlänge: 35,5 km

Aufstieg: 262 m

Dauer: 7:59 (Pause: 59 Minuten)

Empfohlenes Schuhwerk: Outdoorschuhe oder Turnschuhe

An diesem Tag trifft sich die Gruppe zu früher Stunde in der Seestadt Aspern und bewegt sich von dort stadtauswärts. Von hier geht es sehr, sehr, sehr, sehr lange Zeit über diverse Felder, die irgendwo zwischen der Seestadt und dem Bundesland Niederösterreich liegen – ja, man mag es nicht glauben, aber es stimmt: Da gibt es noch richtig viel Fläche! Einmal durchkreuzen wir sogar niederösterreichisches Territorium, indem wir durch Gerasdorf gehen, aber schon bald landen wir wieder in der Bundeshauptstadt. Ein weiteres Highlight der Strecke ist der Marchfeldkanal, an dem man entlang spaziert – ansonsten gibt es hier aber recht wenig zu sehen. Umso schöner ist es, wenn die Gruppe den Bisamberg erreicht und dort auch ein Lokal zum Einkehren findet; hier bietet es sich auch an, ein Gläschen Wein zu konsumieren. Malerisch ist auch der weitere Weg, an Weinkellern vorbei fährt. Eine mentale Notiz an dieser Stelle: Auch die alljährlichen Wiener Weinwanderungen sollte man sich nicht entgehen lassen.

Danach geht es wieder durch etwas städtischeres Gebiet, vorbei am urbanen Teil des Marchfeldkanals. Irgendwann erreichen wir die Donau, die wir queren – mentale Folter an dieser Stelle ist, dass das Ziel der viertägigen Wanderung schon bald in Sichtweite ist, sich aber auf der anderen Seite der Donau befindet. Erst nachdem wir den Fluss an der Nordbrücke überquert haben, können wir uns unserem Ziel – dem Bahnhof Nussdorf – wieder nähern.

Mein Fazit: Wenn man schließlich am Bahnhof Nussdorf ankommt, dann kommt es einem nicht so vor, als sei man bloß vier Tage unterwegs gewesen – es ist eine halbe Ewigkeit, in der man neue Eindrücke gesammelt und die Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet hat. Nach den Höhenmetern am ersten, den Wildschweinen am zweiten und dem Nationalpark am dritten Tag ist der vierte Tag mit seinen Ebenen ein wundervoller Ausklang, bei dem die Gedanken schweifen lassen kann. Nicht unterschätzen sollte man bei dieser viertägigen Wanderung jedoch den körperlichen Aufwand: Die Strecke ist lang; ohne Training, Disziplin und die richtige Ausrüstung wird es schwierig. Die Blase an meiner Ferse ist nun, ein Monat nach dem Abenteuer, noch immer nicht ganz verheilt.

Es ist ein persönliches Souvenir, das ich mit Stolz an meinem Körper trage.

Frequently Asked Questions zum Rundumadum-Projekt

Gibt es eine Belohnung?

Ja! Als Belohnung gibt es die goldene Wiener Rundumadum-Wandernadel! Um diese zu bekommen, musst Du an einzelnen Stellen der Strecke Stempel in einem Stempelpass sammeln. Du kannst den Stempelpass unter diesem Link herunterladen.

Wo schlafen die Wanderer?

Es bietet sich an, zuhause zu schlafen. Weiches Bett und ein heißes Bad, mmmm…

Was tue ich, wenn ich diese Wanderung machen möchte, aber nicht vier Tage durchgehend frei habe?

Kein Problem. Du setzt einfach einen Tag aus und machst am nächsten Tag weiter. Oder Du holst den Tag zu einem späteren Zeitpunkt nach.

Welches Schuhwerk brauche ich?

Outdoor-, wenn nicht sogar Turnschuhe sind für den Großteil der Strecke ausreichend. Am ersten Tag bieten sich eventuell Wanderschuhe an.

Was macht man, wenn es regnet?

Die Harten gehen mit Regenponcho durch den Garten. Aber wem das zu blöd ist, der kann auch einen Tag aussetzen…

Wo essen die Wanderer?

Da jeder Weg zwischendurch durch besiedeltes Gebiet führt, sollte Verpflegung kein Problem sein. Ein bisschen Proviant (Kekse etc.) für den Hunger zwischendurch kann aber auch nicht schaden.

Was soll ich sonst noch mitnehmen?

Möglichst wenig. Die Rundumadum-Etappen sind teils länger als jene bei unserer Wanderung nach Mariazell – schaffbar ist das also nur, wenn man möglichst wenig Gewicht mitnimmt. Außer Wasser, ein wenig Proviant und Handy fällt mir gerade nichts ein, was sonst überlebenswichtig wäre.

Wie fit muss ich für diese Wanderung sein?

Sehr fit – zumindest, wenn Du die ganze Strecke gehen willst. Nennenswerte Steigung gibt es zwar nur am ersten Tag, dafür sind die Etappen aber wirklich sehr lang.

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