VoyageWizard

Airbnb-Immobilienhaie sind für alle ein Problem – vor allem für die Reisenden

airbnb-app

„Erlebe die Stadt wie ein Einheimischer“ ist der Slogan, mit dem der Privatunterkunfts-Vermittler Airbnb auf seiner Website um Kunden buhlt. Am Anfang dieses Projekts stand die Idee, dass Privatmenschen ihre Sofas oder leerstehenden Zimmer an Reisende vermieten und dafür ein kleines Entgelt bekommen; dabei sollen interkulturelle Freundschaften entstehen, bei denen der Vermieter einen Einblick in die Kultur seines Gastes erhält und der Reisende Dinge sieht, die ihm kein Hotelportier zeigen würde. Eine glorreiche Vision – von der aber leider inzwischen nicht mehr viel übrig ist.

Nicht nur, dass Hoteliers in aller Welt Sturm laufen gegen die neu entstandene Konkurrenz aus privaten Vermietern und dass sich der Fiskus über entgangene Einkommenssteuern und Kurtaxen beschwert – auch für uns Reisende ist Airbnb lägst nicht mehr die heile Multikulti-Hippie-Welt, die sie mal war.

Schuld daran sind in erster Linie jene Vermieter, die Airbnb nicht als Gelegenheit zum Kennenlernen neuer Freunde sehen – sondern als Chance, ahnungslosen Travellern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Schon in Wien musste ich in manchen Situationen das Geprahle mancher Menschen über mich ergehen lassen, dass sie ihre drei Eigentumswohnungen überteuert (und ohne Steuern abzuführen) an Reisende via Airbnb vermieten – und in Malta bin ich selbst in eine derartige Falle getappt.

Als wir am Samstagabend in Floriana ankamen, öffnete Marco uns die Tür und führte uns kurz in der Wohnung herum. Anschließend verschwand er wieder, und ward auch für den Rest des Aufenthalts nicht mehr gesehen. Dafür machten wir Bekanntschaft mit unseren Mitbewohnern, den Kakerlaken, und stellten fest, dass der Boden wohl seit einiger Zeit nicht mehr geputzt worden war. „Zu Gast bei Freunden“, wie Airbnb es bewirbt, fühlten wir uns hier nicht – und ich schätze mal, dass die gleiche Erfahrung jene Reisende machen, die in Österreich in die Netze der Airbnb-Immobilienhaie tappen.

Ganz anders war die Erfahrung anschließend in Xlendi, Gozo, wo wir bei einer freundlichen Französin übernachteten. Die 71jährige ist vor elf Jahren auf die Insel gezogen, hat dort als Tauchlehrerin gearbeitet und gibt nun Yoga-Unterricht. Hier hatten wir bloß ein Zimmer und teilten mit ihr das Bad; als wir abends nach Hause kamen, erklangen aus ihrem Schlafzimmer fernöstliche Mantras, morgens kredenzte sie uns jeden Tag ein vegetarisches Frühstück. Sie erkundigte sich nach unserem Leben in Wien und erzählte Anekdoten über das Inselleben. Und einmal ist sie sogar mit uns auf einen Schnorchelausflug gefahren. „Es ist nicht der Gedanke von Airbnb, dass man an der Sache viel Geld verdient“, sagt die Alt-68erin irgendwann beim Fürhstück, als wir ihr von unserer Erfahrung in Floriana erzählen – und berichtet, dass  auch sie bei einem derartigen Gastgeber untergekommen sei.

Wieder anders war die dritte Unterkunft unseres Malta-Trips, eine Pension in Rabat. „Pension“ schreibe ich deshalb, weil die Bleibe tatsächlich mehr an ein Mini-Hotel als an eine Privatunterkunft erinnerte. Als wir durch die Tür dieses Hauses traten, gelangten wir an einen kleinen Schreibtisch, vor dem das Wort „Rezeption“ angebracht war. Dort begrüßte uns unsere Gastgeberin, wir mussten uns – wie in einem Hotel – per Meldezettel registrieren und eine Umwelttaxe abführen. In unserem Zimmer warteten ein frisch bezogenes Bett, schnelles WiFi und eine Flasche Wein als Willkommenstrunk.

Diese drei sehr unterschiedlichen Unterkünfte – und auch etliche ähnliche Erfahrungen, die ich in anderen Ländern gemacht habe – zeigen, wie verworren die Situation rund um Airbnb geworden ist. Vermutlich gibt es noch viele Gastgeber, die so sind wie unsere Freundin auf Gozo – uns hat das sehr gefallen, doch andere Reisende könnten mit der ungewohnten Nähe vielleicht überfordert sein. Die Gastgeberin in Rabat wiederum überzeugte uns durch ihr professionelles Auftreten – es stellt sich aber die Frage, warum ich für die Suche nach einem Mini-Hotel eine Website für die Vermittlung von Privatunterkünften verwenden sollte. Besonders kritisch sehe ich schließlich die Rolle der Airbnb-Immobilienhaie, die sich mit minderwertigen Unterkünften an gutgläubigen Reisenden bereichern wollen.

Meiner Meinung nach muss Airbnb hier klare Grenzen schaffen, zwischen professionellen, semiprofessionellen Anbietern und Privatmenschen unterscheiden und darauf achten, dass lokale Gesetze und Steuervorschriften eingehalten werden. Von einer erhöhten Qualität in der Darstellung der Angebote profitieren auch die Reisenden – und um die sollte es am Ende des Tages ja gehen.

Was meint Ihr? Sollte Airbnb deutlicher zwischen kommerziellen und privaten Anbietern trennen? Sollen Reisende auch bei Airbnb Steuern und Ortstaxen zahlen? Ich freue mich über Eure Kommentare.

Teile diesen Beitrag
Die mobile Version verlassen