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Riad (4): Alternativen zum Alkohol

Das 302 Meter hohe Kingdom Centre ist nicht nur das höchste Gebäude Saudi Arabiens, sondern auch Wahrzeichen der Hauptstadt Riad. Von der „Sky Bridge“, die die beiden Gabelspitzen des majestätischen Gebäudes verbindet, haben die wenigen Touristen – und auch einheimische Reiche – einen formidablen Blick über das schachbrettartige Muster der Stadt. Und zu so viel Glamour gehört freilich auch ein echtes französisches Restaurant, das sich ebenfalls in den oberen Stockwerken befindet.

Hier gibt es feines Essen zu teuren Preisen; und ein Blick auf das Gedeck zeigt zuerst nichts Ungewöhnliches: Teller, Besteck, Weinglas, sogar ein Schnapsglas. Und irgendwann kommt der Ober, schenkt aus einer dunkelroten Glaskaraffe den Aperitif ein. Wir stoßen mit unseren Schnapsgläsern an, nippen an dem dunklen Getränk und… müssen den Ober erst mal fragen, was das eigentlich ist. Antwort: Apfel- und Traubensaft, gemischt mit Balsamico-Essig – in einem Land, in dem echter Schnaps verboten ist, muss nun mal ein Ersatz her. Auch wenn er nach Salatsauce schmeckt.

Auch der Blick in die Speisekarte zeigt, dass ein französisches Restaurant in Saudi Arabien nicht ist wie eines in Frankreich:Hierzulande fasst die Getränkekarte nur eine A4-Seite; die Hälfte davon wird von Warmgetränken – vor allem Kaffee – eingenommen, der Rest sind Softgetränke. Prickelndes Mineralwasser ist teurer als stilles, warum auch immer.

Bier kann man im Supermarkt trotzdem kaufen – alkoholfreies halt, das zwar weniger Platz im Regal einnimmt als in Europa, dafür aber sich aus unterschiedlichen internationalen Marken von Carlsberg bis Efes zusammen setzt.

Die Qual der Wahl

Testosteron Pur

Abendliche Unterhaltung ist rar in Saudi Arabien: Kino, Theater, Oper und öffentliche Musikaufführungen sind verboten. Und auch Sport machen die Saudis kaum: Für Outdoor-Sport ist es meist zu heiß; und begibt sich ein Saudi doch mal in ein Fitness-Center, so sagte man mir, verbringt er die meiste Zeit nicht mit Training – sondern damit, an seine Freunde SMS darüber zu verschicken, dass er gerade im Fitness Center ist. Kein Wunder, dass Diabetes hier zur Volkskrankheit wird; die Massen an westlichen Fastfood-Buden tun ihr Übriges.

Kein Sport also, keine Kultur und keine Trinkgelage. Was dient also dann als Freizeitbeschäftigung? In einem Land, in dem das Öl zuhause ist liegt die Antwort im Tank: Autos. So richtig dicke Brummer. Damit fahren die Saudis Sanddünen hoch – bei Sonnenuntergang versammeln sie sich in der Wüste; in der Testosteron-Show wird zuerst die Luft aus den Reifen gelassen und dann die Motorleistung bei der Auffahrt durch den Sand verglichen. Das ist zwar kein Sport im engeren Sinne, aber wenigstens Bewegung.

Aber das alles so ganz ohne Alkohol und so?

Machen wir nochmal einen Schritt zurück zum Kingdom Center. Beim Verlassen des französische Restaurants fällt mein Blick nämlich auf die „Oxygen Bar“. Hier arbeitet ein Marokkaner und erklärt: In entspannter Atmosphäre kann man hier einen Tee trinken und sich mit moderner Technik Sauerstoff in die Nase pumpen lassen. Das soll dann beruhigend sein. So etwas ist innovativ, habe ich zuvor noch nie gesehen – und dürfte auch bei den Wiener Bobos recht gut ankommen.

Vielleicht ja auch eine gute Alternative dazu, sich ständig über leichte Vergiftungen mit Flüssigkeit selbst künstlich zu verblöden.

Entspannend, gell?

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