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Der Zoo von Coimbatore

Nach Coimbatore kommt man normalerweise nicht, um dort zu bleiben. Ausländische Touristen sind hier bloß auf der Durchreise nach Chennai; und Expats zieht es hier nur des Geldes wegen hin: In der Industriestadt lässt sich gute Kohle verdienen, wenn man die richtige Profession mit bringt – Software-Entwickler und Projektmanager können hier etwa Arbeit finden; wer aber einen Reise-Blog betreibt, um diesen anschließend in ein Buch zu verwandeln, der ist hier eher fehl am Platz.

Ich versuche es trotzdem. Hole mein Handy aus der Tasche und starte Google Places, um zu sehen, was mir der US-Konzern an „Attraktionen“ vorschlägt. Empfohlen ist da etwa außerhalb der Stadt eine Sehenswürdigkeit namens „Water Tank“ – was meine Erwartungen deutlich runter schraubt: Ein Wassertank ist wohl kaum wirklich sehenswert; es sei denn, er ist aus Gold oder so. Was gibt es sonst noch? Aha: Ein Zoo. Da ich in noch keinem indischen Zoo war, gebe ich diesem eine Chance.

Vor der Kasse mache ich mir Sorgen, ob ich genug Geld dabei habe – mein letzter Zoobesuch war immerhin im Schönbrunner Tiergarten in Wien; und das war alles andere als günstig. Ich zähle nach: Circa 4000 Rupien, das sollte reichen – tatsächlich kostet mich der Eintritt aber bloß drei Rupien; und ich habe Probleme, solch kleine Münzen aus meiner Hosentasche zu fingern.

Motiviert betrete ich das Gelände – immerhin habe ich erst kurz zuvor „Life of Pi“ zu Ende gelesen und erwarte mir folglich Großes: Orang-Urans, Elefanten und natürlich einen echten bengalischen Tiger.

Zu viel erwartet.

Statt des Großwilds sehe ich bloß ein paar Schlangen, die sich aber ebensowenig bewegen wie die Krokodile; und die Affen in den Käfigen sind gar unspektakulärer als jene, die ich in der freien Wildbahn (also auf offener Straße) sehen kann. Es gibt auch Meerschweinchen, die freudig in ihrem Käfig herum wuseln – die blutrünstige Verfütterung dieser Tiere an die Schlangen (der Zweck, warum sie eigentlich im Zoo gehalten werden) bleibt mir aber vorenthalten. Ein Schild kündigt Riesen-Fledermäuse an; dahinter befindet sich nichts – aber immerhin: Wer nach oben schaut, sieht die Vampirgestalten kopfüber an einer Baumkrone hängen; sicher ein Dutzend. Sie sind vermutlich das Highlight des Zoos von Coimbatore. Und das, obwohl sie schlafen.

Die Affen hingegen schauen nur depressiv aus ihren kleinen Käfigen heraus. Ich denke an den deutschen Komiker Jürgen von der Lippe, der mal gesagt hat: „Zoos finde ich nicht so spannend. Die Tiere sehen alle so gelangweilt aus; so als müssten sie den ganzen Tag das Wort zum Sonntag hören.“ Sein Wort in Gottes Ohren: Ich verlasse den Zoo wieder und hoffe, dass mein Aufenthalt in Coimbatore noch etwas Besseres zu bieten hat.

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